Mit Unverschwendet Lebensmittel retten

INTERVIEW | Andreas Diesenreiter erzählt uns im Interview alles über die Arbeit beim Lebensmittelretter Unverschwendet.

Was wenn du erfahren würdest, dass das Chutney, welches du gerade isst, aus Abfall besteht? Mit etwas Hintergrundwissen würde es dir, anders als du jetzt vielleicht vermutest, vielleicht sogar besser schmecken. Denn viele Lebensmittel sind ohne Bedenken genießbar und werden trotzdem aussortiert. Dadurch entsteht alleine in Österreich eine Menge an Lebensmittelabfällen, die eigentlich zu unserer Ernährung beitragen könnten. Genau das hat Unverschwendet erkannt und zu ihrem Geschäftsmodell gemacht. Woran das Problem liegt und wie die Arbeit bei Unverschwendet abläuft, erzählt euch Andreas Diesenreiter im Interview.

Lieber Andreas, bitte erzähle unseren Leser:innen erstmal, was ihr bei Unverschwendet macht und warum.

Wir retten überschüssiges Obst und Gemüse, das bestimmten Marktstandards nicht entspricht und machen daraus nachhaltige Feinkost wie Marmelade, Chutney, Senf und Sirup. Über 10 Millionen Kilo in bester Qualität haben wir bereits angeboten bekommen, welche aus den unterschiedlichsten Gründen weggeworfen werden: die Früchte sind etwa zu groß, zu klein, zum falschen Zeitpunkt reif, haben nicht die richtige Farbe oder sind einfach nur zu viel. Unser Ziel ist, so viel Obst & Gemüse wie möglich zu retten.

Cornelia & Andreas vor ihrem Unverschwendet Marktstand (Bild: Sebastian Kreuzberger, SLKphoto.at)

Mit welchen Stakeholdern kooperiert Unverschwendet?

Um das Ziel zu erreichen, haben wir uns ein Netzwerk an Partner:innen aufgebaut. Das reicht von vielen verschiedenen Landwirt:innen in Österreich über unsere Produktionsbetriebe wie Stauds, oder Ramsa Wolf, bis hin zur BOKU, die uns in vielen Projekten unterstützt. Wir arbeiten außerdem mit der Landwirtschaftskammer, der WKO und vielen verschiedenen Firmen in Österreich zusammen.

Wisst ihr immer welche Menge und Art an Lebensmitteln auf euch warten? Wenn nein, inwiefern ist das eine Challenge für euch?

Überschüsse sind fast nicht planbar, allerdings können wir nach mehreren Jahren jetzt schon auf einen Erfahrungswert zurückgreifen. Wenn wir zum Beispiel einen großen Marillen Überschuss erhalten, können wir dann direkt die Verarbeitung und Lagerung des großen Überschusses über längere Zeit planen. Tomaten aus der Glashausproduktion wiederum haben jede Woche 1 – 3 Prozent Ausfall, da haben wir einen kleinen Produzenten gesucht, der den wöchentlichen Überschuss in kleinen Chargen verarbeiten kann. Wir arbeiten daher an einem „Unverschwendet“-System, das ein Warenmanagementsystem ist, das auch ein bisschen die Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann.

Aus geretteten Marillen wird bei Unverschwendet Marillen Senf (Bild: Unverschwendet)

Welche Hindernisse begegnen euch sonst noch im Arbeitsalltag bei Unverschwendet und wie werden diese gelöst?

Derzeit sind wir im Umbruch vom jungen Startup in ein gut funktionierendes Unternehmen. Das heißt, bis jetzt waren viele unserer Mitarbeiter:innen mit größeren Arbeitsfeldern vertraut, jetzt ist es an der Zeit genauere Rollen und Arbeitsfelder zu definieren. Dabei vergessen wir aber nicht darauf einander auszuhelfen. Der Bereich in dem wir als Unternehmen tätig sind ist die Lebensmittelabfallvermeidung und Verarbeitung verschiedenster Obst- und Gemüse Überschüsse. Dabei müssen wir stets spontan bleiben, diese Schwierigkeiten meistern wir als motiviertes Team mit großem Zusammenhalt.

Welche Benefits bietet Unverschwendet seinen Angestellten?

Unverschwendet hat eine Teamkultur in der Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung, Feminismus & Diversity als essenzielle und interessante Themen verankert sind inne. Wir essen sehr oft gemeinsam regional und vegan zu Mittag, dürfen gemeinsame Teambuilding Seminare absolvieren und bilden uns intern regelmäßig weiter, indem wir von den Stärken und Fähigkeiten unserer Mitarbeiter:innen in einem liebevollen Arbeitsumfeld lernen dürfen. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in unserem Arbeitsalltag eine große Rolle! Nicht nur bei unserem Mittagessen, sondern bei Bürobedarf, unseren öko-sozial verträglichen Putzmitteln im Laden bis hin zu unserem Fairtrade-Bio Kaffee achten wir darauf, dass es so nachhaltig wie möglich ist. Für unsere Mitarbeiter:innen bieten wir flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten und bei Bedarf auch das Wiener Linien Öffi Ticket.

Unverschwendet bietet auch Geschenkkombis an (Bild: Unverschwendet)

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um bei euch einen Job zu ergattern?

Unverschwendet freut sich immer über neue Teammitglieder. Ein wichtiger Bestandteil unseres Arbeitsumfeldes ist es liebevolle Menschen, die für die Nachhaltigkeit brennen, oder gerade damit anfangen wollen, in unserer Mitte zu haben. Rassismus, Ausgrenzung und Ressourcenverschwendung haben bei uns keinen Platz.

Wo will Unverschwendet in der Zukunft hin? Habt ihr konkrete Vorhaben, die ihr bald umsetzen wollt?

Die Mission von Unverschwendet ist ein größtmöglicher Impact in der Lebensmittelabfallvermeidung basierend auf dem Drei Säulen Modell der Nachhaltigkeit. Das heißt:

  • möglichst viele Kilo Obst & Gemüse retten und Ressourcen mit Bedacht wählen (ökologische Säule)
  • darauf achten, dass entlang der Wertschöpfungskette alle fair entlohnt werden und wir viele Menschen über das Problem aufklären (soziale Säule)
  • ein funktionierendes Geschäftsmodell entwickeln um langfristig bestehen und auch die großen Mengen retten zu können (ökonomische Säule). Die Feinkostproduktion ist dabei der erste große Schritt für unsere Ziele.

Vielen Dank für das spannende Interview, Andreas!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Unverschwendet stellen möchtest?Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir

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