Die ZAMG im Interview – Klimaforschung auf nationaler Ebene

INTERVIEW | Die ZAMG ist für Österreichs Wetterdaten zuständig. Matthias Themessl erzählt von der Arbeit bei einer unerlässlichen Institution.

Wenn du in Österreich lebst, ist dir die ZAMG bestimmt ein Begriff. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik liefert uns die Wetterdaten für unser Land. Wenn du dich schon immer gefragt hast wie es wäre dort zu arbeiten, ist dieser Beitrag genau der richtige für dich. Denn in diesem Interview liefert uns Projektkoordinator Matthias Themessl spannende Einblicke zur ZAMG als Arbeitgeber und deren Beitrag zur Nachhaltigkeit.

JOBVERDE: Lieber Matthias, bitte stelle uns die ZAMG einmal kurz vor. Wobei handelt es sich konkret und welche Ziele verfolgt ihr?

Matthias Themessl: Lieber Georg! Vielen Dank für die Einladung. Die ZAMG ist der nationale österreichische Wetter- und Erdbebendienst. Die ZAMG wurde 1851 gegründet und ist der älteste selbstständige Wetterdienst der Welt. Die ZAMG hat ihren Hauptsitz auf der Hohen Warte in Wien und Kundenservicestellen in Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg. Darüber hinaus betreiben wir das Sonnblick Observatorium in Salzburg und das Conrad Observatorium in Niederösterreich. Insgesamt arbeiten rund 300 Mitarbeiter:innen für die ZAMG und ihr Arbeitsfeld erstreckt sich von Wettervorhersagen und Wetterwarnungen, zum Beispiel für Medien, aber auch für die Privatwirtschaft über angewandte meteorologische, klimatologische und geophysikalische Forschung, bis hin zum Erdbebendienst und zu umweltmeteorologischer Gutachtertätigkeit.

Installation einer automatischen Kamera oberhalb des Freya Gletschers
(Bild: Hynek, Umweltdachverband).

Welchen Nutzen liefert die Arbeit der ZAMG für die Gesellschaft und warum seid ihr ein nachhaltiger Arbeitgeber?

Wie schon erwähnt ist unser Arbeitsfeld sehr mannigfaltig. Als staatlicher Wetterdienst leisten wir einen Beitrag für unser aller Alltagsplanung. Denn wer erkundigt sich morgens nicht wie das Wetter wird. Darüber hinaus sind unsere Vorhersagen aber hochrelevant, wenn es um Krisensituationen, wie zum Beispiel Naturgefahren und Extremwetter, geht. In solchen Situationen liefern wir den entsprechenden Behörden Warnungen und beraten diese, um mögliche Folgeerscheinungen zu minimieren. Aktuell kommt natürlich das Thema Klimawandel und dessen Auswirkungen hinzu. Auch hier ist die ZAMG sehr aktiv und kann mit hauseigenen Daten den bisherigen Klimawandel in Österreich belegen und den zukünftigen abschätzen. So helfen wir beispielsweise Gemeinden und Regionen sich besser auf zukünftige Klimabedingungen einzustellen und eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.

Somit würde ich sagen, dass unsere Aufgabengebiete schon sehr nachhaltig sind. Zudem steht das Thema Nachhaltigkeit als Priorität in unserer Unternehmensstrategie festgeschrieben. Dies bedeutet, dass wir das Thema in allen unseren Abläufen mitbedenken und so zum Beispiel unseren eigenen Strom am Standort Wien Hohe Warte produzieren, dass wir generell Strom an allen Arbeitsstandorten sparen, dass wir mit Ressourcen wie Papier nicht verschwenderisch umgehen oder, dass wir unsere Dienstreisen regelmäßig hinterfragen und virtuelle Meetings stark forcieren, um den CO2 Fußabdruck des Unternehmens zu minimieren.

In welchen Berufsfeldern finden Bewerber:innen bei der ZAMG Jobs?

Klarerweise sind die Hauptfelder unserer Mitarbeiter:innen Meteorologie und Geophysik. Darüber hinaus Geographie und Fernerkundung sowie Informatik oder IT-nahe Berufsfelder. Neben diesen Fachexpertisen benötigen wir aber auch immer öfter Generalisten, also Kolleg:innen, die an Schnittstellen oder interdisziplinär arbeiten und sich schnell in verschiedene Themenfelder hineindenken können.

Installation einer automatischen Wetterstation
Installation einer automatischen Wetterstation (Bild: Hynek, ZAMG)

Welche Benefits bietet die Arbeit an der ZAMG für die Mitarbeiter:innen?

Im Allgemeinen denke ich, dass die ZAMG ein sehr sinnstiftender Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter:innen ist, da sie den Mehrwert ihrer Arbeit wirklich täglich sehen können. Dies spiegeln auch immer wieder hausinterne Umfragen, die eine sehr hohe Verbundenheit der Kolleg:innen zur ZAMG zeigen. Aber natürlich versüßt die ZAMG sozusagen ihren Mitarbeiter:innen auch den Arbeitsalltag mit einem sehr breiten Weiterbildungsprogramm, der Möglichkeit international tätig zu werden, aber auch mit alltäglichen Dingen wie einer vergünstigten Kantine oder Essenszuschüssen.

Das letzte Jahrzehnt war stark durch Digitalisierung geprägt. Inwiefern veränderte sich dadurch die Arbeitsweise an der ZAMG?

Durch die Digitalisierung haben sich bei uns im Haus natürlich etliche Prozesse vor allem in Bezug auf Datenerhebung, Datenauswertung und Datenbereitstellung verändert. Wir betreiben ja ein eigenes meteorologisches und geophysikalisches Messnetz in Österreich, welches rund um die Uhr Daten liefert. Wir analysieren ständig, wie wir mit Daten von privaten Messstationen oder anderen Datenquellen unsere Vorhersagen noch genauer machen können. Wir verschneiden unsere Messdaten und Produkte immer häufiger mit Erdbeobachtungsdaten, die uns weitere Perspektiven und Informationen eröffnen. Wir betreiben einen ganzen Park von Modellen an der ZAMG und nutzen hierfür 2 hausinterne Supercomputer. Alles in allem also produzieren wir jeden Tag sehr viel Informationen, um bestmögliche Services anbieten zu können.

Zusätzlich hat die Corona Pandemie unseren Arbeitsalltag an der ZAMG teils stark verändert. Als kritische Infrastruktur musste die ZAMG den 24/7 Betrieb sicherstellen und eigentlich von einem Tag auf den anderen den Großteil der Mitarbeiter:innen immer wieder ins Home Office schicken. Diese Umstellung hat reibungslos funktioniert und bietet mittlerweile auch ein neues Angebot für unsere Mitarbeiter:innen. Darüber hinaus haben uns virtuellen Meetings gezeigt, dass man doch gewisse Treffen sinnvollerweise in die virtuelle Welt verlagern kann und somit Treibhausgase in Zusammenhang mit Reisetätigkeiten einsparen kann.

Messung des Erdmagnetfeldes am Conrad-Observatorium (Bild: Lammerhuber, ZAMG)

Wir befinden uns in einer Klimakrise. Welche Veränderungen bringt diese für die ZAMG und eure Arbeit?

Für unser Haus hat sich im Groben wenig verändert, da wir als Wetterdienst auch schon seit jeher das Klima beobachten und entsprechende Mess-Zeitreihen, die den Wandel sichtbar machen, führen. Was sich verändert hat ist der Umgang, sowie die Kommunikation zu diesem Thema. Die ZAMG misst nicht mehr nur Temperatur und Niederschlag, sondern übersetzt dieses Wissen in Informationen für die Gesellschaft und Entscheidungsträger:innen – wir nennen das Climate Services. Und diese Übersetzung ist ein eigenes Feld für sich, da es hier stark um zielgruppengerechte Kommunikation geht und man verstehen muss, was die Bürger:innen und Entscheidungsträger:innen benötigen. Dabei sind die Regionalstellen der ZAMG sehr wichtig, denn unsere Klimawandelberater:innen vor Ort kennen sowohl ihre Region, als auch die Menschen dort. Vor allem das Vertrauen ist ein wesentlicher Punkt bei der Kommunikation.

Aber wir haben den Klimawandel auch schon direkt zu spüren bekommen. Unserer Observatorium am Sonnblick musste auf Grund des auftauenden Permafrosts im Hochgebirge technisch sehr aufwendig stabilisiert werden. Auch das gehört zu unserem Alltag.

Welche Maßnahmen wollt ihr in Zukunft umsetzen, damit die Tätigkeiten der ZAMG noch nachhaltiger werden?

Derzeit sind Arbeitsgruppen damit beschäftigt, weitere Maßnahmen zum Thema zu entwickeln. Im Wesentlichen wollen wir das Thema noch stärker in unserer Firmenphilosophie verankern, sodass sich alle unsere Mitarbeiter:innen mit dem Thema voll und ganz identifizieren. Wir glauben, dass wir als nachhaltiger Betrieb noch attraktiver für Schlüsselarbeitskräfte werden. Denn der „purpose“, also der Sinn der Arbeit, und die Philosophie und Außenwirkung des Arbeitgebers spielen heute eine wesentliche Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung.

Vielen Dank für das Interview Matthias!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an den Umweltdachverband stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare – wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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